Wie hast Du zu diesem Beruf gefunden?
Im Anschluss an meine Ausbildung als Hochbauzeichnerin habe ich mich über verschiedene Weiterbildungsmöglichkeiten informiert. Dabei hat mich immer der gestalterische Aspekt der Architektur mehr interessiert als die technische Thematik. Gleich nach der Informations-Veranstaltung im Haus der Farbe wusste ich, dass der Lehrgang zur Farbgestalterin gut zu mir passt.
Wie entwickelst du ein Farbkonzept? Woran orientierst du dich?
Im Aussenbereich bietet die Umgebung natürlich einen wichtigen Anhaltspunkt, wo hingegen im Innenraum die BenutzerInnen oder BewohnerInnen massgebend sind. Das Zusammenspiel zwischen Architektur und Farbe ist mir aber bei jedem Projekt wichtig.
Glücklicherweise habe ich ein gutes Vorstellungsvermögen und gelange rasch zu einer Haltung, welche Ideen ich weiter verfolgen möchte. So liegt mir dann auch die Konzeptidee mehr am Herzen während ich bei den Farbtönen gerne flexibel bleibe.
Mit welchen Hindernissen kämpfst du als Farbgestalterin?
Die Bauprojekte werden je länger je aufwändiger und kostspieliger. Die Farbgestaltung wird zwar mehrheitlich geschätzt aber leider auch oft eingespart.
Goldocker war die Wandfarbe 2016: Was hältst du von solchen Ankündigungen und wie gehst du in der Praxis damit um?
Es ist sicher interessant über Farbtrends informiert zu sein, da sie Ausdruck des Zeitgeistes sind. Bei meiner Arbeit möchte ich immer ein auf das Objekt abgestimmtes Konzept entwickeln. Erfahrungsgemäss setzen epochentypische Farbtöne aus der Entstehungszeit des Gebäudes die Architektur auch am Besten in Szene.
Farbtöne allerdings nur einzusetzen, weil sie im Trend liegen, ohne die räumlichen und architektonischen Gegebenheiten zu berücksichtigen, würde eine Farbgestaltung beliebig machen.
Architekt: BDE Architekten GmbH, Winterthur
Fotografin: Franziska Feiss (Aussen), BDE Architekten (Innen)
Das Wohnhaus aus dem Jahr 1918 ist im Besitz der Stadt Winterthur und wurde 2009 durch BDE Architekten massvoll saniert. Dank der Verwendung eines Dämmputzes, neuen Fenstern und einer Innendämmung auf der Nordseite des Hauses konnte eine energetische Verbesserung erzielt werden ohne den Charakter durch Aufbringen einer Aussenwärmedämmung zu zerstören.
Die Veränderung am Wohnhaus sollten dennoch durch die Farbgebung der Fassade erkennbar sein. Der neue braune Anstrich gibt dem Haus eine eigene Identität und fügt sich gleichzeitig harmonisch ins Quartier ein.
Architekt: BDE Architekten GmbH, Winterthur
Fotograf: Michael Haug, Winterthur*
Das Restaurant Goldenberg, eine ehemalige Fabrikanten-Villa aus dem Jahr 1928, liegt an prominenter Lage mit einem fantastischen Blick über die Stadt Winterthur.
Bereits vor der eigentlichen Sanierung des Gebäudes im Jahr 2010 sollte die Toilettenanlage, welche lediglich in den Sommermonaten von der Terrasse zugänglich ist, neugestaltet werden.
Inspiriert durch ein Bild aus dem Claridge‘s Hotel in London und passend zur sommerlichen Speisekarte haben die Räume eine frische, fruchtige Farbgebung erhalten.
Handwerk: MontagePeter Schreinermontagen GmbH
Fotografin: Franziska Feiss
Das Einfamilienhaus in Wilen liegt mir besonders am Herzen, da es mein eigenes Zuhause ist und ich beim Umbau tatkräftig mitgewirkt habe.
Jeder Raum im Haus hat eine andere Farbgebung und seinen eigenen Charme. Das Retro-Thema zieht sich durch alle Räume kommt aber besonders in der Küche zum tragen.
Der Wunsch meines Lebenspartners eine Diner-Sitzbank für die Küche zu kaufen, hat ursprünglich auch den Ausschlag gegeben für die Konzeptidee.
Weitere Informationen zu Franziska Feiss: fwiefarbe.ch