(Bild: Markus Reichenbach)
(Bild: Markus Reichenbach)

STEFANIE THOMET - SOLOTHURN

Wie hast Du zu diesem Beruf gefunden?

Die Suche nach einer gestalterischen Weiterbildung, aufbauend auf meinen Lehrberuf als Polydesignerin 3D, führte mich zur Farbgestaltung in der Architektur. Aufgrund äusserer Umstände habe ich die volle Studienzeit am Haus der Farbe genutzt und bin dadurch zwar langsam, aber nachhaltig in den Beruf hineingewachsen. Heute kann ich behaupten, dass dieser für mich Leidenschaft wenn nicht gar Passion bedeutet.

Wie entwickelst du ein Farbkonzept? Woran orientierst du dich?

Ich versuche den Raum, den Ort, das Gebäude, die Umgebung und die beteiligten Menschen zu verstehen. Nachdem ich genügend Eindrücke gesammelt und geordnet habe, um sie weiter zu verarbeiten, beginnt ein gestalterischer Prozess, welcher jeweils unterschiedlich verläuft.

Wichtig sind für mich regelmässige Rückschlüsse auf die ursprüngliche Idee und die Überprüfung der beabsichtigten Wirkung.

Mit welchen Hindernissen kämpfst du als Farbgestalterin?

Glücklicherweise kann ich weder von Hindernissen noch von Kämpfen berichten. Ungünstige Situationen können entstehen, wenn ich unter überdurchnittlichem Zeitdruck stehe - dann sind nämlich die guten Ideen weg! Oder durch unpräzise Kommunikation zwischen Entscheidungsträgern, die zu Unklarheiten und Missverständnissen 

führt. Unermüdliche Aufklärungsarbeit, was dieser Beruf eigentlich bedeutet und welches unsere Aufgaben sind, gehört nach wie vor zum Alltag und scheint noch immer nicht in allen Ecken des Landes angekommen zu sein.

Goldocker war die Wandfarbe 2016: Was hältst du von solchen Ankündigungen und wie gehst du in der Praxis damit um?

Diese Ankündigungen braucht es, um die Leute überhaupt auf Farben aufmerksam zu machen. 

Im Bereich der Architektur müssen wir aber in längerfristigen Zyklen denken und somit relativieren sich diese Modetrends im Vergleich zu anderen Branchen. Dazu versuche ich die Quelle dieser „Trendsetter“ zu finden, um zu entscheiden ob diese nun relevant sein könnte für meine Arbeit. 

Unbewusst tragen wir diese Trends in uns, so werden sie eine Art „Zeitgeist“ und beeinflussen dann vielleicht doch Details oder Nuancen einer Gestaltung.


Projekt 1: Ardez, Engadin

Bauleitung: Benjamin Wepfer, Stefanie Thomet

Fotografin: Stefanie Thomet

Materialsorgfalt, sensibler Umgang mit Ursprünglichem sind an diesem Ort (1900 m ü. M.) gefragt. Ein Maiensäss, umgenutzt als Ferienhaus Ende der sechziger Jahre, wurde in die heutige Zeit versetzt. Oekologische und dauerhafte Baustoffe wurden eingesetzt, um Decke, Boden und Wände des Erdgeschosses zu erneuern. 

Mit Sumpkalk, gebrannt und gelöscht im Unterengadin, und Schlemmsand aus dem Inn wird der seidige Feinputz hergestellt. Die historischen Natursteinmauern des ehemaligen Kuhstalles wurden frei gelegt und mittels Pietra Rasa Technik verfugt. Lärchenholz ergänzt das Kolorit dieser traumhaften Umgebung der Bündner Berglandschaft.

Projekt 2: Hegibachstrasse, Zürich

Architekt: HTB Ingenieure, Pfäffikon SZ
Fotografin: Stefanie Thomet 

Zwei Häuser - ein Ensemble. In Zürich 7, an der Hegibachstrasse, wurden die Fassaden von zwei Wohnhäusern (Ende 19. Jh.) saniert. Stadtpläne aus der Bauzeit zeigen, dass auf dem Gebiet der Stadt Zürich um 1850 rund 160 km offene Bäche flossen. Viele dieser Bäche behinderten aus damaliger Sicht die Entwicklung der Stadt und wurden eingedeckt. Dies veranlasste mich, den eingdohlten Hegibach, welcher damals nahe an den beiden Objekten vorbeifloss, ausfindig zu machen. Der Bach führt eine Menge Steine mit, welche die Farbgebung der beiden Häuser prägt. Darunter graue und grünliche Flyschsandsteine und roter Glarner Verrucano. Der z.T. beschädigte Kellenwurf-Putz wurde neu angeworfen und mittels Silikatfarbe in feinen Grüntönen beschichtet. Das altrosa Gebäude wies bereits einen organischen Untergrund auf und wurde mit Solsilikat gestrichen. Grauer Bollinger Sandstein gehört zur alten Bausubstanz der Häuser. Mit diesem Naturstein wurde ein neuer Brunnen im Innenhof realisiert sowie eine Bogenpflästerung umgesetzt.

Projekt 3: GS1, Monbijoustrasse, Bern

Architekt: GWJ Architektur AG, Bern

Fotografin: Stefanie Thomet.

Mitten in der Stadt Bern - Orientierung im Büroraum. Auf einer Fläche von 1260m2 sind neue Arbeitsplätze für den Fachverband GS1 entstanden. Der Umzug von der Länggasse an die Monbijoustrasse gründet auf Platzmangel und demzufolge ungünstigen Arbeits-Bedingungen. Am neuen Standort galt es durch farbliche Eingriffe einerseits die Firma zu repräsentieren, sowie Orientierung für Kunden und Mitarbeitende zu schaffen. Ein oliv- und petrolfarbener Kern mit Cafeteria und Serviceräumen tragen den Hauptteil der Architektur. An den Aussenseiten in Richtung Tageslicht, fassen aufgehellte caput mortuum-farbene Rückwände die Einzel- und Grossraumbüros. Kieselgrau in zwei Helligkeitswerten und ein Sabléton bilden die Verbindung zu den bestehenden Elementen wie Teppichböden und Vorhängen, welche im ganzen Gebäude einheitlich vorkommen.


Weitere Informationen zu Stefanie Thomet: www.farbenplanung.ch